ART CAMP – Xenia Bauch

Xenia Bauch ist Studentin an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg.
Was erwartet Xenia vom ART CAMP und warum macht sie mit?

Kunst fasziniert mich, sie ist nicht zu pauschalisieren, man kann sie niemals in einzelne Schubladen pressen – aber stets in viele verschiedene.
Daraus ergibt sich eine Bandbreite an Blickwinkeln und Herangehensweisen, was das ästhetische Empfinden eines jeden einzigartig macht. Kunst scheint voller Widersprüche und oft empfindet man sie als „nicht-greifbar“. Meiner Meinung nach will sie das auch nicht sein, sie kann es gar nicht sein. Jeder definiert Kunst für sich selbst, es existieren keine statischen Regeln. Ein Gegensatz kann für einige störend, für andere Betrachter völlig harmonisch wirken. Über Kunst lässt sich diskutieren, sie vermittelt Inhalte ohne Sprachsystem, sie spricht ihre eigene Sprache. Die einzige Konstante, die ich persönlich „Kunst“ zuschreibe, ist ihre Individualität. Bei jeder genaueren Erklärung springe ich von einem Paradoxon in das Nächste.

Wie die Kunst an sich, sind auch die Erfahrungen eines jeden einzigartig. Ich denke, dass mir eine derartige Reise sehr viel bringen kann, ich empfinde den gegebenen Rahmen als höchst interessant. Ich habe es schon oft genossen, extern an einem Platz im kreativen Schaffensprozess zu versinken, der auch genau diese „Bestimmung“ hatte. Ich vermute, in einem anderen Land, umgeben von so vielen kreativen Köpfen, kann sich eine besondere, einzigartige Atmosphäre entwickeln.

Erste Gedanken:

Werke zu erschaffen, die dem Thema „Meine Zukunft“ gewidmet sind, ist eine wirklich große Herausforderung. Ich finde sie klingt weniger anspruchsvoll, als sie in der Umsetzung sein wird. Die Zukunft, die wir uns voraussagen können, esteht aus Hoffnungen, Erwartungen, Wünschen, Vermutungen, sowie gleichermaßen aus Ängsten, Sorgen, Zweifeln – und noch so vielem mehr, das sein könnte – oder auch nicht. Eindrücke und Erfahrungen verändern Meinungen und Einstellungen. Wir können nichts „in Stein meißeln“ – so gerne wir das auch wollen würden – wir wissen nicht, was im nächsten Moment passiert. Manchmal sind wir lediglich in der Lage, Konsequenzen einzuschätzen.
Einige Folgen können wir genau bestimmen, wie bspw. dass das Telefon klingeln wird, wenn wir die Rufnummer dessen wählen. Oder, dass wir irgendwann die Toilette besuchen müssen, wenn wir literweise Flüssigkeit aufnehmen. Wir haben augenscheinlich auf viele zukünftige Dinge Einfluss – aber nur in der Gegenwart. Wir können nicht in der Zukunft handeln, wir können für die Zukunft handeln. Sorgen werden sinnvoll, wenn wir sie in Sorgfalt umwandeln: Es gilt abzuwägen, ob man etwas an dem Zustand verändern kann, der Sorgen bereitet. Zeit und Kraft in Prophezeiungen zu investieren, hat zur Folge, den Teil aus den Augen zu verlieren, den wir in der Hand haben.
Wir sind ohnmächtig, wenn wir Vergangenheit nachträglich verändern, oder Zukunft festlegen möchten. Wir sind mächtig, wenn wir aktiv in der Gegenwart mitmischen.
„Meine Zukunft“ lässt sich auf unendliche Ebenen ausweiten, die Bedeutung des Begriffs ist extrem komplex. Der Planet auf dem wir leben, bildet die Basis unserer weiteren Entwicklung. Die Erde ist unser Heimatplanet, sie entwickelt sich seit Milliarden von Jahren. Auf ihr existieren verschiedenste Lebewesen und Systeme, ihre Vielfältigkeit ein Geschenk, mit dem wir immer wieder neu umgehen lernen müssen. Unsere Handlungen haben in jedem Fall Auswirkungen auf den Planeten – wie auch immer, wann auch immer.
„Meine Zukunft“ ist auch Bestandteil „unserer Zukunft“. Wir alle spielen eine wichtige Rolle in etwas großem Ganzen. Ich denke, wie in fast jedem anderen Bereich, geht es darum, Balance zu finden. Die Extremen sind dazu da, uns genau das bewusst zu machen, wieder und wieder. Wenn wir Chancen als solche wertschätzen, können wir manche davon nutzen und uns der nächsten Situation stellen.
Der Mensch ist alles zugleich: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir sind unser Bewusstsein und unser Unterbewusstsein, wir denken und wir fühlen. Alles hat Einfluss, alles ist vergänglich. Schon lange beschäftigen sich Künstler mit diesen Paradoxa, wie bspw. dem menschlichen Dualismus oder seiner individuellen Persönlichkeit und Seele. Der grenzenlose Aspekt von „Zukunft“ verleiht dieser Thematik ein breites Spektrum an Umsetzungsmöglichkeiten.

„Meine Zukunft“ verbinde ich stark mit elementaren, ursprünglichen Dingen und zugleich mit Unsicherheiten und Vermutungen. Als wichtigsten Punkt empfinde ich die Darstellung von Gegensätzen oder Unterschieden als Einheit bzw. Gesamtheit. Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass unsere Sicht auf die Dinge genauso bedeutend ist, wie die Geschehnisse an sich. Dass unsere Emotionen uns nicht zu Grunde richten möchten, sondern wir sie genauer betrachten und wahrnehmen sollten. Auch Leiden und Schmerz sind für uns wichtig, auch wenn wir an derartigen Prozessen viel Kraft und Nerven benötigen. Fortschritt und Veränderung kann Angst bereiten und die Zukunft könnte grausam werden (ich denke an Verschwörungstheorien, Kriege, etc.) – aber durch derartige Gedanken und Sorgen wird sicher nicht das Gegenteil eintreten. Neu Entdecktes muss sich immer erst erproben – wir müssen uns immer wieder erproben. Das ist unsere Bestimmung, unsere Zukunft, das was uns erwartet. Sich vor Unbekanntem zu fürchten, ist in Ordnung und menschlich. Wir sollten uns lediglich vor Augen halten, dass – inmitten all der bevorstehenden Ungewissheit – auch Positives in Erscheinung treten kann. Wir sind alle winzige Wunder, die auf einem großen Wunder leben.