Der italienische Künstler Andrea Ceddia ist von Juli bis Dezember 2025 Stipendiat der Heimann-Stiftung für deutsch-italienischen Völkerverständigung in Wiesloch.
Während der Kunstresidenz hat Andrea sich mit den Gedichten aus Pier Paolo Pasolinis Sammlung „Carne e cielo“ (Fleisch und Himmel) auseinandergesetzt. Pier Paolo Pasolini wäre 2025 100 Jahre alt geworden und wurde nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Autor und Dichter mit seinen oft polarisierenden und künstlerisch unvergleichlichen Arbeiten weltberühmt. Tief beeindruckt von der poetischen und visuellen Vorstellungswelt Pasolinis hat Andrea seine Empfindungen in Bilder umgesetzt. Seine Bilder eröffnen uns einen neuen Blick auf die Arbeiten Pasolinis und lassen uns teilhaben an den Empfindungen Andreas.
Wir laden sie herzlich ein zur Kunstausstellung
„Pelle e Nuvole“ (Haut und Wolken) von Andrea Ceddia.
Die Vernissage ist Freitag, 5. Dezember, 17 Uhr
in der Galerie VivereArte, Wiesloch, Marktstraße 11.
Die Ausstellung ist danach noch bis zum 20. Dezember geöffnet.
„Pelle e nuvole“ ist eine Reihe von Werken, die während des Aufenthalts bei der Heimann Stiftung entstanden sind und sich mit den Gedichten aus Pier Paolo Pasolinis Sammlung „Carne e cielo“ (Fleisch und Himmel) auseinandersetzen. Der Grund, der mich dazu veranlasst hat, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, war sicherlich der Jahrestag des Todes von Pasolini, dessen Leiche am 2. November 1975, also vor genau 50 Jahren, in Ostia gefunden wurde, aber vor allem hat mich die poetische und visuelle Vorstellungswelt des Autors schon immer tief fasziniert. Die Kostüme von „König Ödipus“, die Tableaux vivants aus „La ricotta“ und die Figur des Pierre Clementi in „Il porcile“ sind Elemente einer rätselhaften Grammatik mit einem archaischen Echo, die ich während meiner Ausbildung sehr geschätzt habe. Während man beim Regisseur Pasolini diese Aspekte bewundern kann, kann man beim jungen Dichter Pasolini die Liebe zu den kleinen Dingen entdecken, von den römischen Vororten des frühen Neorealismus bis zur friaulischen Landschaft, um dann die jugendlichen Lieben wiederzuerleben, die er selbst mit der Zärtlichkeit eines Jungen beschreibt. Der Dichter ist noch weit entfernt vom Regisseur, der jene so geliebten Körper in „Salò oder die 120 Tage von Sodom“ zerstören wird; hier befindet er sich noch in der Phase des Staunens über das Fleisch.
Andrea Ceddia
In „Stormi – Un giorno d‘autunno“ hat Andrea sich mit dem Dialog zwischen Körper und Himmel beschäftigt, einem Himmel, der diesmal die Form eines vorbeiziehenden Schwarms hat.

Un giorno d’Autunno
Eravamo fanciulli
sotto questa tettoj
con questo stesso sole,
e il cuore punto da un’eguale noja.
Noja d’essere vivi
con tanta dolce luce
e colori splendenti.
…
Paolo Pasolini –
Casarsa, settembre 1944
Ein Herbsttag
Wir waren Kinder
unter diesem Dach
mit derselben Sonne
und das Herz erfüllt von gleicher Langeweile.
Langeweile, am Leben zu sein
mit so viel sanftem Licht
und leuchtenden Farben.
… .
Lesehilfe – keine autorisierte Übersetzung

Es war beeindruckend Andrea bei der Arbeit zu beobachten. Wie er in seinem künstlerischen Schaffen – rezitierend – eins wurde mit den Werken Pasolinis. Von den ersten Entwürfen und auch noch auf der Leinwand immer wieder überarbeitet, um die Tiefe seiner Empfindungen für die Poesie Pasolinis voll zu entfalten.