L'artista italiana Alice Bertolasi è stata Artist in Residence presso la Fondazione Heimann di Wiesloch da gennaio a marzo 2022.
NULL A – Mostra d'arte e installazione
con l'artista italiana Alice Bertolasi
NULL A – in parole pòlvere
Come, cosa, in dove respiriamo?
Il silenzio di uno spazio vibrante le briciole del tempo sempre precario:
spolverarlo, raccoglierlo, schiumarlo, ascoltarlo, inspirarlo, espirarlo.
Passeggiarne il perimetro e celebrarne il vuoto; coglierne l’intuizione privata e renderla visibile.
Alice Bertolasi (Milano, 1995) si forma all'Accademia di Belle Arti di Brera (Milano) e al National College of Art & Design (Dublino) dove studia Pittura e partorisce la ricerca “In parole pòlvere” un forum d'arte...
… elevando l'effimera e naturale “polvere” materica di scarto all'origine di una concreta visione artistica nella quale va preservata per poter “parlare il valore della vita e l'unicità di ogni singola esistenza”. Gli strumenti preferiti di Alice BERTOLASI non sono pennelli e colori, tantomeno materiali malleabili, ma "POLVERE"!
Roland Heinzmann
Alice ha trasformato il seminterrato, dove c'è il polvere in una forma diversa, in suo studio artistico e ha creato un'opera d'arte totale. Le pareti in arenaria corrispondono meravigliosamente agli interventi artistici nella loro colorazione, materialità e ritmo. Bricioli, detriti di terra presentato in un grande formato non convenzionale, che appaiono torbidi e suggeriscono una profondità spaziale, un librarsi, nei toni del marrone, dell'ocra, del bianco e del nero, formano una sorta di eco di ciò che è presente come un'atmosfera nella stanza. ....
Professor Mario Urlaß
In questo mondo rumoroso, turbolento e pieno di tragedie, è piuttosto il quieto, la consapevolezza, il sottile, il fugace, il discreto che contraddistingue l'arte di Alice Bertolasi, ciò che lei oppone al presente ea noi. Tempo, luogo, esistenza, materiale e ritmo possono essere caratterizzati come elementi centrali del lavoro dell'artista.
In italiano, “In parole pòlvere” cerca deliberatamente un riferimento a “in parole povere” un idioma per - per dirla in parole povere - e all “arte povera” un movimento artistico.
... che nasce in Italia negli anni '60 e rifiuta i media tradizionali come la tela e la pittura, così come i materiali preziosi come il bronzo e il marmo, e utilizza invece materiali originali e quotidiani come la terra, la cenere, il muschio, il vetro rotto o lo spago
Wikipedia
Alice Bertolasi (Milano, 1995) si forma all'Accademia di Belle Arti di Brera (Milano) e al National College of Art & Design (Dublino) dove studia Pittura e partorisce la ricerca In Parole Pòlvere, che approfondisce nel progetto di tesi e nell’ambito della Residenza Artistica bimestrale presso il Consorzio Brianteo Villa Greppi (Monticello Brianza) dando luce all’installazione Nella Cruna dell’alba a cura di Simona Bartolena.
Dal 2016 è cofondatrice de Le Foche Parlanti insieme ad Acelya Yonac e Francesca Ferraro, Le Foche Parlanti progetto di contaminazione umana per una resiliente vivificazione poetica.
Coltiva parallelamente all’attività artistica un forte interesse verso la mediazione artistica e l’educazione; frequentando nel 2017 il primo anno del percorso di Scienze della Formazione Primaria in UNIMIB (Milano). Nel 2018 lavora come tirocinante mediatrice culturale presso La Triennale di Milano e nel 2021 è coinvolta nel progetto di ricerca European Artists & Instructors City4Care promosso dal CRAMS di Lecco.
Die Grußworte von Prof. Urlaß zur Ausstellung von Alice Bertolasi
Liebe Gäste, ich freue mich, einige Worte über die Künstlerin und ihr Schaffen an Sie zu richten.
Alice Bertolasi, 1995 geboren, lebt und wirkt in Milano, studierte bis 2021 an der dortigen Brera Kunstakademie (2020 Erasmusaufenthalt in Dublin). Sie schloss ihr Studium mit einer künstlerischen Arbeit über die poetische Kraft des Staubs mit Auszeichnung ab. Künstlerische Interessen hat Alice auch in der Kunstvermittlung (Kikusch Walldorf), in Soziologie und Psychologie.
Während ihres Aufenthalts seit Januar, hatten wir mehrfach künstlerisch und privat anregenden Kontakt mit Alice. Es ist eine große Freude, dass sich heute ein besonderer Höhepunkt ihres Stipendienaufenthalts mit der Ausstellung zeigt (erstmals im und um das Stipendiatenhaus).
Ihre Präsentation trägt den Haupttitel Null a was so viel wie gar nichts bedeutet. Das es deutlich mehr als „gar nichts“ ist, werden Sie gleich entdecken.
Im Untertitel der Ausstellung taucht in parole pòlvere auf. Im Grunde bedient sich die Künstlerin hier eines Wortspiels „in parole povere“ ist eine Redewendung im italienischen für: kurz gesagt, schlicht gesagt, einfache Worte.
Nun sind die Worte povere (schlicht, arm) und pòlvere (für Staub) im italienischen phonetisch sehr ähnlich. Insofern werden aus einfachen Worten: parole pòlvere, also Worte in, Worte aus Staub.
Damit verweist Alice auf ihr künstlerisches Vokabular, das sich weniger, einfacher Materialien bedient. Sie folgt damit zugleich einer künstlerischen Richtung, die, als arte povera– arme Kunst bezeichnet wird und in den 1960er Jahren in Italien entstand.
Die Arte Povera lehnt traditionelle Medien und edle Materialien ab, rückt stattdessen Einfaches und Vorgefundenes ins Zentrum.
Und eine zweite Kunstrichtung, die im Kontext, der heute zu sehenden Kunst steht, soll benannt werden, die künstlerische Spurensicherung. 1974 übertrug der deutsche Kunstkritiker Günter Metken den Begriff auf die Konzeptkunst: Er charakterisierte damit eine Strömung, bei der Künstlerinnen und Künstler durch Sammeln realer Relikte subjektive Zusammenhänge konstruieren.
Das was wir im Alltag als lästige Handlung der Säuberung unserer Daseinsspuren kennen (Staubwischen), wird für Alice zur künstlerischen Handlung. Sie entdeckt im Staub künstlerisches Potenzial. Alice nahm mit trockenem Reinigungsvlies Staub und Schmutz von Böden ab, drinnen wie draußen, nicht um der Reinheit und Hygiene willen, vielmehr um die aufgenommenen Spuren zu bewahren, zu transformieren. Als einzelne Bildfragmente werden sie zur Ganzheit komponiert. In ihrem inszenierten Raum füllt sie den Boden akribisch mit diesen Schmutz-Relikten, nähte die Spurenträger zusammen. Warum setzt sich eine Künstlerin kniend und reibend der Mühe des Staubaufnehmens aus? Dafür gibt es mit Reinigungskräften einen eigenen Berufszweig. In Zeiten von Saugrobotern mit mehrstufigen Filterverfahren ist es außerdem ein Leichtes, Schmutz und Staub diskret zu tilgen und uns währenddessen anderen, sinnvolleren Dingen zuzuwenden. Aber: Mit dem was uns lästig ist, was wir loshaben wollen, konfrontiert uns die Künstlerin direkt und sinnlich, hebt uns die mögliche Schönheit von Zivilisations-Spuren und Tiefe dessen vor Augen, was wir lieber vergessen und nicht wahrnehmen wollen. Zivilisation und Staub bedingen sich gegenseitig.
Wussten Sie, dass es seit 2019 in Köln sogar ein Internationales Staubarchiv, ins Leben gerufen von dem Kunsthistoriker und Künstler Wolfgang Stöcker, gibt. Rund 800 Proben lagern zurzeit in den Beständen, um die Anwesenheit des Verfalls zu vergegenwärtigen.
Der Keller- und zugleich Atelierraum, der Staubproben in anderer Form beherbergt, wurde von Alice regelrecht zu einem Gesamtkunstwerk verwandelt. Die Wände aus Sandstein korrespondieren in ihrer Farbigkeit, Materialität und Rhythmus auf wunderbare Weise mit den künstlerischen Interventionen. Unkonventionell gehängte, großformatige Erdspurenausreibungen, die wolkig erscheinend eine räumliche Tiefe, ein Schweben suggerieren, in Brauntönen, Ocker, Weiß und Schwarz, bilden eine Art Echo auf das, was als Atmosphäre im Raum vorgefunden wurde. Selbst die Fenster haben eine Verwandlung erfahren, indem Spurenraster den Blick nach draußen verbergen, dennoch Licht durch die zarten Vliestücher einfällt, die sich durch Zugluft sanft und gleichmäßig bewegen. Für mich hat der Raum durch die Inszenierung fast schon etwas Sakrales, Andächtiges. Anderseits ist das, was vorgeführt wird, höchst profan, ist vielmehr eine irdische Kunstkammer, die Fragen nach unserem fragilen Hier und Jetzt aufwirft.
Von dieser Fragilität, Zerbrechlichkeit zeugen auch die Abgüsse von Mundschutzmasken, die von Wieslochern stammen und von Alice zusammengetragen wurden. Sie hat die Hohlform der Masken mit Wachs, Gips, zum Teil mit Staub angereichert, ausgegossen. Aus „gar nichts“ wird der Atemraum zum kompakten, skulpturalen Gebilde. Atmen, als lebensnotwendige, ständige Grenzüberschreitung zwischen Organismus und Umwelt, wird regelrecht eingefroren, wird feste Materie, Unsichtbares ist sichtbar.
Die abgegossene Form wird zur Metapher für Atemlosigkeit.
Wie, was, wohin atmen wir? – fragt die Künstlerin in einer Textpassage auf dem Plakat zur Ausstellung.
In dieser Pandemie, den zwischenmenschlichen Einschränkungen und sozialen Distanzen, ist die Maske regelrecht zum Symbol für Notwendigkeit, Freiheit und Unfreiheit geworden. Daraus ergeben sich Fragen nach den Grenzen von Selbstbestimmung, nach Existenz. Wird der Atem zum Mittel der Überwachung und Kontrolle? Dimensionen von Gesundheit und Identität, die in Verbindung mit dem Atem als Träger von Krankheit stehen, sind dabei gleichermaßen zentral. Die Pandemie ist nur eine Tatsache, die diese Form von Kunst hervorbrachte. Spätestens mit den gegenwärtigen Krisen und gewaltsamen Katastrophen wird uns klar, wie sehr Bedeutungen, Werte, Gewissheiten und vermeintlich sichere Punkte menschlicher Zivilisation in den Abgrund gerissen werden können.
In questo mondo rumoroso, turbolento e pieno di tragedie, è piuttosto il quieto, la consapevolezza, il sottile, il fugace, il discreto che contraddistingue l'arte di Alice Bertolasi, ciò che lei oppone al presente ea noi. Tempo, luogo, esistenza, materiale e ritmo possono essere caratterizzati come elementi centrali del lavoro dell'artista.
Liebe Alice, dir weiterhin Kraft, Ideen, Intuition und kritisches Hinterfragen mit deiner sinnlich-reflektierten Kunst. Lass uns in Verbindung bleiben.
Ich wünsche Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher, einen anregenden Nachmittag voller Neugier, guter Gespräche und Kunstgenuss. Beim Betreten des Kunstraums hinterlassen wir neue Spuren und nehmen gleichzeitig Spuren auf, materiell und gedanklich. Wir, unsere Daseinsreste, sind damit ein wesentlicher Teil dieser Kunst.