Il Literatur-TANDEM-letterario 2025 è una borsa di studio per giovani scrittori provenienti da Italia e Germania. Gli autori hanno presentano un racconto (short story) nella propria lingua. Nell’ambito di un tandem tedesco/italiano hanno quindi tradotto il racconto del partner di lingua straniera nella propria lingua
Uno dei sei Tandem del 2025 è Gabriele Magro con la sua storia I piccoli topi e Ariana Emminghaus con la sua storia Ein einziges Hin. Nel suo commento alla traduzione del testo I piccoli topi Ariana Emminghaus ha scritto:
Doch beginnen wir erstmal bei den Mäusen und bei meinem Heureka-Moment. Da ich nur wenige Worte Italienisch verstehe, habe ich zum Übersetzen folgendes Vorgehen gewählt: Zunächst Wort für Wort, mit diversen Übersetzungs-Tools und Nachfragen bei Muttersprachlern einen Absatz übersetzt. Dann, wenn ich meinte, ihn verstanden zu haben, habe ich den Absatz nochmal neugeschrieben, in einer Mischung aus meinen eigenen Assoziationen und den Wörtern, die ich in meiner Vokabelsuche besonders treffend fand. Der erste Absatz umfasst nur einen einzigen Satz. Und nachdem ich mich Wort für Wort mit Mäusen befasst hatte, stand da auf einmal: Etymologie. Wortherkunft also, aber um welches Wort ging es? Woher kommt also das italienische Wort für “Mäuse”? Und würde sich das entsprechend übersetzen lassen? Ich brauchte noch einige Absätze und eine peinlich lange Zeit, bis ich auf einmal verstand, dass ich in die völlig falsche Richtung gesucht hatte: Nicht die “topi” waren etymologisch zu betrachten, sondern die “muscoli”, die Muskeln, die sich von dem Lateinischen “musculus” ableiten, zu Deutsch “Mäuschen” oder eben: “Die kleinen Mäuse”. Heureka!
Ariana Emminghaus
Ecco l'intero commento di Ariana Emminghaus:
Leider ist “Heureka” ein altgriechisches Wort und kein lateinisches, sonst hätte es sich ganz hervorragend für eine Einleitung angeboten. Der “Heureka-Moment” selbst hat sich aber inzwischen von seiner Herkunftssprache emanzipiert und so kann ich ihn doch benutzen, um mein Erlebnis mit dem Text “I piccoli topi” von Gabriele Magro zu beschreiben.
Ariana Emminghaus
“I piccoli topi” erzählt von der Pest in Konstantinopel und von Kaiser Dušans Krönung, von Mäusen und Muskeln, vor allem aber erzählt die Kurzgeschichte von einem lyrischen Du und einem lyrischen Ich, deren große Liebe und große Tragik sich in unserer heutigen Sprache nicht ausdrücken lässt. Es ist die Suche nach dem literarischen Wert der Liebeserklärung.
Doch beginnen wir erstmal bei den Mäusen und bei meinem Heureka-Moment. Da ich nur wenige Worte Italienisch verstehe, habe ich zum Übersetzen folgendes Vorgehen gewählt: Zunächst Wort für Wort, mit diversen Übersetzungs-Tools und Nachfragen bei Muttersprachlern einen Absatz übersetzt. Dann, wenn ich meinte, ihn verstanden zu haben, habe ich den Absatz nochmal neugeschrieben, in einer Mischung aus meinen eigenen Assoziationen und den Wörtern, die ich in meiner Vokabelsuche besonders treffend fand. Der erste Absatz umfasst nur einen einzigen Satz. Und nachdem ich mich Wort für Wort mit Mäusen befasst hatte, stand da auf einmal: Etymologie. Wortherkunft also, aber um welches Wort ging es? Woher kommt also das italienische Wort für “Mäuse”? Und würde sich das entsprechend übersetzen lassen? Ich brauchte noch einige Absätze und eine peinlich lange Zeit, bis ich auf einmal verstand, dass ich in die völlig falsche Richtung gesucht hatte: Nicht die “topi” waren etymologisch zu betrachten, sondern die “muscoli”, die Muskeln, die sich von dem Lateinischen “musculus” ableiten, zu Deutsch “Mäuschen” oder eben: “Die kleinen Mäuse”. Heureka!
Ganz so, wie ich in das Latein des Ursprungstextes hier einen altgriechischen Ausdruck hineinflechte, genauso habe ich innerhalb der Kurzgeschichte anhand von Klang und Duktus eigene Ausdrücke, Wortfelder und Abwandlungen von Metaphern hineingewebt. Nur so schiebt sich der schöne deutsche Ausdruck “Fahrlässigkeit” in die Straßen von Konstantinopel und der Bettler bekommt bei mir zwar nur “den Rand vom Käse”, aber gleich “das ganze Fass Wein”. In den langen Windungen der Sprache Magros war es mir wichtig, einen Drive und einen Flow aufrechtzuerhalten, der wie im Original in seiner Altertümlichkeit zwar fremd, aber nicht künstlich erscheinen soll.
Gabriele Magro hat einen Text geschrieben, der eigentlich schon eine Übersetzung ist. Denn was ist eine Aneinanderreihung von Metaphern anderes als die Unzulänglichkeit eines einzigen Wortes? Dieser Text übersetzt zunächst ein Gefühl in Sprache und Bilder. Was ich also auf keinen Fall machen durfte oder wollte, war, nur die Sprachbilder vom Italienischen ins Deutsche zu übersetzen und dabei das Gefühl zu verlieren. Es ist eine Verzweiflung, der unsere heutige Sprache nicht mehr gerecht wird. Vielleicht wird unser Alltag ihr nicht gerecht.
Ich habe also meine eigenen Assoziationen zu dieser Sprache, die eben nicht alltäglich untertreibt oder beiläufig relativiert, gesucht. Bei Christus und Gott fühlte ich mich an den Bibel-Duktus erinnert, und fügte kurzerhand bei jeder Erwähnung “unser Gott” ein. Gabriele und ich sprachen auch über barocke Lyrik und genau solche Referenzen habe ich versucht, zu erhalten.
Generell habe ich beim Übersetzen auch recherchiert, habe die erwähnten Kunstwerke und historischen Begebenheiten nachgeschlagen. In seinem Text beschreibt Gabriele Magro zum Beispiel das Gemälde “El pelele” von Francisco de Goya. Um diese Beschreibung zu übersetzen, habe ich nicht nur den Originaltext, sondern auch das Bild vor mir gehabt.
Eine große Stärke des Textes ist es, meiner Meinung nach, dass sich in dem Moment, in dem man die Vokabel “händchenhaltend” übersetzt oder liest, mit einem Schlag die Brücke in unsere Gegenwart herstellt, und sich darin zeigt, dass in der Fremdsprache (und damit meine ich Barock und nicht Italienisch) eben keine Verklärung, sondern eine schonungslose Ehrlichkeit steckt.