Benedetta Chiari Absolventin der Akademie der Schönen Künste in Florenz wohnt und arbeitet als Stipendiatin der Heimann Stiftung von Mai bis September 2023 in Wiesloch.
Die künstlerischen Arbreiten, die während des Aufenthalts in Wiesloch entstanden sind, werden jetzt präsentiert.
LA NATURA SULLA PELLE, Notizen zur Vergänglichkeit
Kunstinstallationen im Dämmelwald-Wiesloch Eingang beim Minigolf Samstag 23.9.2023, 11-17 Uhr Vernissage 15 Uhr
Ausstellung in der Galerie Vivere Arte Wiesloch, Marktstr. 11 Sonntag den 24.9.2023 Vernissage 16 Uhr Ausstellungsdauer bis 30.9.2023 täglich geöffnet von 16-19 Uhr Galerie Vivere Arte
Inwieweit verbinden wir uns mit der Natur? Wo lesen wir die Seiten unserer Geschichte? Die Flüchtigkeit streichelt unsere Haut und wir spüren, wie sie durch uns hindurchgeht und wie wir Selbsterfahrung erleben. Diese Erfahrungen verändern unseren Umgang mit der Außenwelt, als würden wir ständig eine alte Haut verlassen, die wir zurücklassen, um unsere Reise in der Welt fortzusetzen. Unsere Exuvien – die bei der Häutung abgestreifte Haut – dienen dazu, das neue Leben zu nähren, das kontinuierlich entsteht, indem sie Nahrung aus vergangenen Fußabdrücken aufnehmen und uns zu neuen Perspektiven führen.
Das Stipendium Artist in Residence 2023 wurde an die italienische Künstlerin Benedetta Chiari vergeben. Benedetta wird von Mai bis September im Apartment der Stiftung in Wiesloch wohnen und künstlerisch arbeiten.
Benedetta Chiari (San Miniato, 1998), Absolventin der Accademia di Belle Arti di Firenze, ist eine bildende Künstlerin, die in ihren Arbeiten auf der Suche nach der Identität zwischen der Landschaft und den alltäglichen Erfahrungen ist. In ihren Arbeiten verknüpft sie Umwelt- und Sozialthemen. Sie arbeitet mit Fotografie, Video, ortsspezifischen Installationen und Zeichnungen, wobei sie häufig organisches Material und Recyclingmaterial verwendet. Sie schafft visuell subtile Installationen, die auf den Kontext reagieren, in dem sie platziert sind.
Die italienische Künstlerin Lisa Redetti war von April bis Mai 2022 als Artist in Residence Gast der Heimann-Stiftung in Wiesloch.
Lisa Redetti, geboren 1993 in Feltre (Belluno), lebt und arbeitet derzeit in Turin. Sie studierte Malerei an der Accademia di Belle Arti di Bologna und vertiefte ihre Studien anschließend an der Accademia Albertina di Torino. Ihre malerischen Studien entspringen einem innigen Bedürfnis nach Übersetzung und formaler Restitution von existenziellen Aspekten. Sie arbeitet auf Papier, ein Material, das ihr einen unmittelbaren und schnellen Zugang ermöglicht, aber gleichzeitig lebendig ist, weil sich die Farbe auf seiner Oberfläche sogar über Wochen ausdehnen kann. Tatsächlich gelingt es ihr, durch die Verwendung von Pigmenten in Kombination mit Öl und von malerischen und zeichnerischen Eingriffen, Überlagerungen zu schaffen, die sich anerkennen und gleichzeitig nebeneinander existieren, wodurch ein so zartes und weiches Material an Körper und Bedeutung gewinnt. Wichtig ist ihr auch der gestalterische Aspekt, der den Raum als Möglichkeit betrachtet die Dreidimensionalität einer zweidimensional Arbeit widerzuspiegeln.
Vernissage – Ausstellung Lisa Redetti
Wie viele Abgründe muss ich noch graben
Punkte, Orte der Begegnung. Teile die sich suchen, verfolgen, imitieren, drehen, beobachten, vermissen. Vereint berühren sie sich, immer, niemals.
Lisa Redetti, 1993 geboren, lebt in Turin wo sie auch ihr Atelier hat. Sie studierte Malerei an der Accademia di Belle Arti di Bologna und vertiefte ihre Studien anschließend an der Accademia Albertina di Torino. Lisa arbeitet mit Papier als Maluntergrund und verwendet oft große Formate. Es gelingt ihr mit Hilfe von Farbpigmenten und Öl Überlagerungen zu schaffen und so entstehen weiche Farbabgrenzungen, weil die Öl getränkten Oberflächen sich während des Trocknens oft noch über mehrere Tage auf dem Papier ausdehnen.
Die Ausstellung im Atrium der Bejarano Gemeinschaftsschule in Wiesloch mit seinem lichtdurchfluteten, weiten Raum brachten die Werke von Lisa sehr gut zur Wirkung.
Die Grußworte von Archim Heimann zur Ausstellung von Lisa Redetti
Liebe Gäste, ich freue mich im Namen der Heimann-Stiftung, einige Worte über die Künstlerin Lisa Redetti und ihr Schaffen an Sie zu richten.
Zunächst möchte ich aber besonders begrüßen die Künstlerin Lisa Redetti, Lisas Vater und seine Lebenspartnerin, die aus Italien angereist sind, Herrn Sauer Bürgermeister der Stadt Wiesloch und Frau Kröhn die Rektorin der Bejarano Schule, die uns die Ausstellung hier in den Räumen ihrer Schule ermöglicht hat.
Ausgewählt wurde Lisa aus den gut zehn italienischen Bewerbern und Bewerberinnen für den Kunstaufenthalt in Wiesloch von einer kleinen Jury aus Prof. Urlaß, Frau Elisabeth Kamps und Frau Roberta Ciut von der KIKUSCH und meiner Frau und mir von der Stiftung. Ausgeschrieben wurde der Aufenthalt in Italien ganz bewusst nur für junge Künstlerinnen und Künstler, da uns viel daran liegt, vor allen Dingen junge Menschen zu fördern.
Bevor ich einige Worte zur Ausstellung sage, möchte ich darauf eingehen, wie Lisa arbeitet.
In einem Interview mit Eleonora Savorelli Journalistin bei ArtsLife sagte Lisa über ihr Arbeit:
Bevor ich beginne, verbringe ich einige Momente still und starre ins Leere oder auf das hängende Papier, als müsste ich zu meinem Rhythmus zurückkehren, zu meiner Bewegung, die nichts mit dem Außen zu tun hat. Um die Wahrheit übermitteln zu können, ist es notwendig, jede Art von Urteil oder Scham gegenüber dem, was wir sind, fallen zu lassen, und eine “reine” Brücke zu schaffen, dank der die Arbeit direkt mit dem Inneren verbunden werden kann.
Eleonora Savorelli
Als Arbeitsmedium hat Lisa Papier und Öl gewählt.
Papier ist ein sofortiger und schneller Träger, aber von äußerst zerbrechlicher Natur, da es leicht reißt oder beschädigt wird. Gleichzeitig ist es lebendig, da sich das Öl und die Farbe auch wochenlang auf seiner Oberfläche ausdehnen können. Ich liebe die Idee, einen so zarten Träger maximal hervorzuheben und ihm durch eine vielschichtige und reflektierende bildliche Intervention Körper und Bedeutung zu verleihen. Öl wiederum ist ein Material, das es mir ermöglicht mit malerischen und zeichnerischen Eingriffen, Überlagerungen zu schaffen, die sich anerkennen und gleichzeitig nebeneinander existieren, wodurch ein so zartes und weiches Material wie Papier an Körper und Bedeutung gewinnt.
Als nächstes fange ich an zu malen, ganz geleitet von einer Kraft, deren Medium ich bin. Jede Form, jeder Fleck, jedes Zeichen erscheint auf dem Papier und wird zwangsläufig bewegt. Nichts in der Komposition könnte irgendwo anders sein als an dem Ort, an dem es erscheint. Verliere ich meinen „Flow“, lässt die Konzentration nach und erzwinge ich einen Eingriff, dann ist die Arbeit wegzuwerfen. Es ist sehr schwierig, Fehler dieser Art zu beheben, die Balance zwischen Voll und Leer zu brechen bedeutet, die Balance zwischen etwas Gegebenem und Verweigertem gleichzeitig zu brechen.
Eleonora Savorelli
Die Leere spielt also in den Bildern von Lisa eine wichtige Rolle. Auf die Frage von Eleonora Savorelli zur Bedeutung der Leere antwortet Lisa: Ich könnte mit einer einfachen leeren / vollständigen Gleichung antworten: Form = Abwesenheit / Anwesenheit: Existenz Es sind absolut zwei untrennbare Aspekte, die eine grundlegende Kombination für die Ordnung der Kompositionsräume innerhalb meiner Arbeit darstellen. Sie sind gleichzeitig Subjekt und Objekt der Reflexion.
Dann fällt natürlich das große Format mancher Bilder auf. Dazu sagt Lisa:
Durch das große Format kann ich viel Energie ausschöpfen, sowohl gestisch als auch kommunikativ. Die Tatsache, dass viele Bilder groß sind, bedeutet einfach, dass Energie im Überfluss vorhanden ist.
Und schließlich nicht zu vergessen – die Rolle des Raums für ihre Bilder – also hier das Atrium der Bejarano Schule Dazu sagt Lisa: Er dient der Entfaltung des dreidimensionalen Potenzials eines Werks, das in der Zweidimensionalität lebt. Es ist ein wesentlicher Bestandteil für die Installation der Werke, da so möglich wird, die Räumlichkeit der Werke durch den Raum an sich zur Geltung zu bringen. Und so sind wir sehr glücklich, dass wir hier im Atrium der Bejarano Schule ausstellen dürfen.
Als Titel für ihre Ausstellung hat Lisa gewählt
QUANTI ABISSI DEVO ANCORA SCAVARE
Frei übersetzt: Wie viele Abgründe muss ich noch graben .. Bei einer Übersetzung geht aber oft viel verloren, denn so bedeutet Abissi nicht nur Abgrund sondern z.B. auch Untiefe, Ruin, Unterwelt und scavare ist mehr als graben sondern auch wühlen, schürfen, aushöhlen Diese Vielschichtigkeit der Wörter kann eine Übersetzung oft nur unzureichend wiedergeben.
Im Untertitel heißt es dann “Punti, luoghi di incontro” “Le parti si ricercano, si rincorrono, si imitano, si girano, si guardano, si mancano” “Unite si toccano, sempre, mai”
Auch hier wieder der Übersetzungsversuch
“Punkte, Orte der Begegnung” “Teile die sich suchen, verfolgen, imitieren, drehen, beobachten, vermissen” “Vereint berühren sie sich, immer, niemals”
In dieser lauten, aufgewühlten Welt voller Tragödien, ist es das besinnliche, das Lisa Redettis Kunst auszeichnet.
Was Lisa bei ihren Bildern empfunden hat, dass kann nur Lisa wissen, aber ich kann Sie nur herzlich einladen, sich selber in die Bilder von Lisa zu vertiefen und ihre eigenen Gedanken und Bilder zu entwickeln.
Liebe Lisa, herzlichen Dank, dass du zu uns nach Wiesloch gekommen bist und uns durch deine Kunst bereichert hast.
Ausstellung LIBRATION mit der italienischen Künstlerin Irene Galluzzo in den Räumen des Kunstvereins KUNST FÜR WALLDORF in der Alten Apotheke vom 9 – 11 April.
LIBRATION Slight oscillations. Vibrations. The eye dances in positive and negative spaces. It sways at a variable pace. Movement and disorder are compared to stability and order. They are signs and symbols that fluctuate while waiting to find a point of balance. Leichte Schwingungen. Vibrationen. Das Auge tanzt in positiven und negativen Räumen. Es schwankt in variablem Tempo. Bewegung und Unordnung werden mit Stabilität und Ordnung verglichen. Zeichen und Symbole waten pendelnd darauf, einen Gleichgewichtspunkt zu finden.
Irene Galluzzo, die das Residenzprogramm für Bildende Kunst der Heimann Stiftung in Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule KIKUSCH gewonnen hat, ist von Januar bis Mai 2021 Gast im Italienhaus der Heimann Stiftung in Wiesloch.