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Artist in Residence 2022 – Lisa Redetti

Die italienische Künstlerin Lisa Redetti war von April bis Mai 2022 als Artist in Residence Gast der Heimann-Stiftung in Wiesloch.

Lisa Redetti, geboren 1993 in Feltre (Belluno), lebt und arbeitet derzeit in Turin.
Sie studierte Malerei an der Accademia di Belle Arti di Bologna und vertiefte ihre Studien anschließend an der Accademia Albertina di Torino.
Ihre malerischen Studien entspringen einem innigen Bedürfnis nach Übersetzung und formaler Restitution von existenziellen Aspekten. Sie arbeitet auf Papier, ein Material, das ihr einen unmittelbaren und schnellen Zugang ermöglicht, aber gleichzeitig lebendig ist, weil sich die Farbe auf seiner Oberfläche sogar über Wochen ausdehnen kann. Tatsächlich gelingt es ihr, durch die Verwendung von Pigmenten in Kombination mit Öl und von malerischen und zeichnerischen Eingriffen, Überlagerungen zu schaffen, die sich anerkennen und gleichzeitig nebeneinander existieren, wodurch ein so zartes und weiches Material an Körper und Bedeutung gewinnt.
Wichtig ist ihr auch der gestalterische Aspekt, der den Raum als Möglichkeit betrachtet die Dreidimensionalität einer zweidimensional Arbeit widerzuspiegeln.

Vernissage – Ausstellung Lisa Redetti

Nessun titolo, 2022, olio su carta, 280cm x 200cm

Wie viele Abgründe muss ich noch graben

Punkte, Orte der Begegnung.
Teile die sich suchen, verfolgen, imitieren, drehen,
beobachten, vermissen.
Vereint berühren sie sich, immer, niemals.

Lisa Redetti, 1993 geboren, lebt in Turin wo sie auch ihr Atelier hat. Sie studierte Malerei an der Accademia di Belle Arti di Bologna und vertiefte ihre Studien anschließend an der Accademia Albertina di Torino.
Lisa arbeitet mit Papier als Maluntergrund und verwendet oft große Formate. Es gelingt ihr mit Hilfe von Farbpigmenten und Öl Überlagerungen zu schaffen und so entstehen weiche Farbabgrenzungen, weil die Öl getränkten Oberflächen sich während des Trocknens oft noch über mehrere Tage auf dem Papier ausdehnen.

Die Ausstellung im Atrium der Bejarano Gemeinschaftsschule in Wiesloch mit seinem lichtdurchfluteten, weiten Raum brachten die Werke von Lisa sehr gut zur Wirkung.

per il grande: “Nessun titolo, 2022, olio su carta, 280cm x 200cm”
per i piccolini: “Nessun titolo, 2022, olio su carta, 60cm x 104cm”

Die Grußworte von Archim Heimann zur Ausstellung von Lisa Redetti

Liebe Gäste, ich freue mich im Namen der Heimann-Stiftung, einige Worte über die Künstlerin Lisa Redetti und ihr Schaffen an Sie zu richten.

Zunächst möchte ich aber besonders begrüßen die Künstlerin Lisa Redetti, Lisas Vater und seine Lebenspartnerin, die aus Italien angereist sind, Herrn Sauer Bürgermeister der Stadt Wiesloch und Frau Kröhn die Rektorin der Bejarano Schule, die uns die Ausstellung hier in den Räumen ihrer Schule ermöglicht hat.

Ausgewählt wurde Lisa aus den gut zehn italienischen Bewerbern und Bewerberinnen für den Kunstaufenthalt in Wiesloch von einer kleinen Jury aus Prof. Urlaß, Frau Elisabeth Kamps und Frau Roberta Ciut von der KIKUSCH und meiner Frau und mir von der Stiftung. Ausgeschrieben wurde der Aufenthalt in Italien ganz bewusst nur für junge Künstlerinnen und Künstler, da uns viel daran liegt, vor allen Dingen junge Menschen zu fördern.

Bevor ich einige Worte zur Ausstellung sage, möchte ich darauf eingehen, wie Lisa arbeitet.

In einem Interview mit Eleonora Savorelli Journalistin bei ArtsLife sagte Lisa über ihr Arbeit:

Bevor ich beginne, verbringe ich einige Momente still und starre ins Leere oder auf das hängende Papier, als müsste ich zu meinem Rhythmus zurückkehren, zu meiner Bewegung, die nichts mit dem Außen zu tun hat. Um die Wahrheit übermitteln zu können, ist es notwendig, jede Art von Urteil oder Scham gegenüber dem, was wir sind, fallen zu lassen, und eine “reine” Brücke zu schaffen, dank der die Arbeit direkt mit dem Inneren verbunden werden kann.

Eleonora Savorelli

Als Arbeitsmedium hat Lisa Papier und Öl gewählt.

Papier ist ein sofortiger und schneller Träger, aber von äußerst zerbrechlicher Natur, da es leicht reißt oder beschädigt wird. Gleichzeitig ist es lebendig, da sich das Öl und die Farbe auch wochenlang auf seiner Oberfläche ausdehnen können. Ich liebe die Idee, einen so zarten Träger maximal hervorzuheben und ihm durch eine vielschichtige und reflektierende bildliche Intervention Körper und Bedeutung zu verleihen.
Öl wiederum ist ein Material, das es mir ermöglicht mit malerischen und zeichnerischen Eingriffen, Überlagerungen zu schaffen, die sich anerkennen und gleichzeitig nebeneinander existieren, wodurch ein so zartes und weiches Material wie Papier an Körper und Bedeutung gewinnt.

Als nächstes fange ich an zu malen, ganz geleitet von einer Kraft, deren Medium ich bin. Jede Form, jeder Fleck, jedes Zeichen erscheint auf dem Papier und wird zwangsläufig bewegt. Nichts in der Komposition könnte irgendwo anders sein als an dem Ort, an dem es erscheint. Verliere ich meinen „Flow“, lässt die Konzentration nach und erzwinge ich einen Eingriff, dann ist die Arbeit wegzuwerfen. Es ist sehr schwierig, Fehler dieser Art zu beheben, die Balance zwischen Voll und Leer zu brechen bedeutet, die Balance zwischen etwas Gegebenem und Verweigertem gleichzeitig zu brechen.

Eleonora Savorelli

Die Leere spielt also in den Bildern von Lisa eine wichtige Rolle.
Auf die Frage von Eleonora Savorelli zur Bedeutung der Leere antwortet Lisa:
Ich könnte mit einer einfachen leeren / vollständigen Gleichung antworten: Form = Abwesenheit / Anwesenheit: Existenz
Es sind absolut zwei untrennbare Aspekte, die eine grundlegende Kombination für die Ordnung der Kompositionsräume innerhalb meiner Arbeit darstellen. Sie sind gleichzeitig Subjekt und Objekt der Reflexion.

Dann fällt natürlich das große Format mancher Bilder auf.
Dazu sagt Lisa:

Durch das große Format kann ich viel Energie ausschöpfen, sowohl gestisch als auch kommunikativ. Die Tatsache, dass viele Bilder groß sind, bedeutet einfach, dass Energie im Überfluss vorhanden ist.

Und schließlich nicht zu vergessen – die Rolle des Raums für ihre Bilder – also hier das Atrium der Bejarano Schule
Dazu sagt Lisa: Er dient der Entfaltung des dreidimensionalen Potenzials eines Werks, das in der Zweidimensionalität lebt. Es ist ein wesentlicher Bestandteil für die Installation der Werke, da so möglich wird, die Räumlichkeit der Werke durch den Raum an sich zur Geltung zu bringen.
Und so sind wir sehr glücklich, dass wir hier im Atrium der Bejarano Schule ausstellen dürfen.

Als Titel für ihre Ausstellung hat Lisa gewählt

QUANTI ABISSI DEVO ANCORA SCAVARE

Frei übersetzt:
Wie viele Abgründe muss ich noch graben ..
Bei einer Übersetzung geht aber oft viel verloren, denn so bedeutet Abissi nicht nur Abgrund sondern z.B. auch Untiefe, Ruin, Unterwelt und scavare ist mehr als graben sondern auch wühlen, schürfen, aushöhlen
Diese Vielschichtigkeit der Wörter kann eine Übersetzung oft nur unzureichend wiedergeben.

Im Untertitel heißt es dann
“Punti, luoghi di incontro”
“Le parti si ricercano, si rincorrono, si imitano, si girano, si guardano, si mancano”
“Unite si toccano, sempre, mai”

Auch hier wieder der Übersetzungsversuch

“Punkte, Orte der Begegnung”
“Teile die sich suchen, verfolgen, imitieren, drehen, beobachten, vermissen”
“Vereint berühren sie sich, immer, niemals”

In dieser lauten, aufgewühlten Welt voller Tragödien, ist es das besinnliche, das Lisa Redettis Kunst auszeichnet.

Was Lisa bei ihren Bildern empfunden hat, dass kann nur Lisa wissen, aber ich kann Sie nur herzlich einladen, sich selber in die Bilder von Lisa zu vertiefen und ihre eigenen Gedanken und Bilder zu entwickeln.

Liebe Lisa, herzlichen Dank, dass du zu uns nach Wiesloch gekommen bist und uns durch deine Kunst bereichert hast.

Artist in Residence 2022 – Alice Bertolasi

Die italienische Künstlerin Alice Bertolasi war von Januar bis März 2022 als Artist in Residence Gast der Heimann-Stiftung in Wiesloch.

Alice Bertolasi

NULL A – Kunstausstellung und Installation
mit der italienischen Künstlerin Alice Bertolasi

NULL A – in parole pòlvere
Wie, was, wohin atmen wir?
Die Stille eines Raumes, vibrierend, Krumen stets prekärer Zeiten:
abgestaubt, gesammelt, aufgeschäumt, gehört, eingeatmet, ausgeatmet.
An den Grenzen wandelnd und Leere zelebrierend.

Alice Bertolasi (Mailand, 1995) studierte an der Accademia di Belle Arti di Brera (Mailand) und am National College of Art & Design (Dublin) Malerei und entwickelte die Kunstform “In parole pòlvere” eine Kunstforum …

… , indem sie sinngemäß das ephemere und natürliche Abfallmaterial „Staub“ zum Ursprung einer konkreten künstlerischen Vision erhob, in der es diesen zu bewahren gilt, um den „Wert des Lebens sowie die Einzigartigkeit jeder einzelnen Existenz erzählen zu können“. Alice BERTOLASIS bevorzugte Arbeitsmittel sind also nicht Pinsel und Farbe, schon gar nicht formbare Materialien, sondern „STAUB“!

Roland Heinzmann

Der Keller- und zugleich Atelierraum, der Staubproben in anderer Form beherbergt, wurde von Alice regelrecht zu einem Gesamtkunstwerk verwandelt. Die Wände aus Sandstein korrespondieren in ihrer Farbigkeit, Materialität und Rhythmus auf wunderbare Weise mit den künstlerischen Interventionen. Unkonventionell gehängte, großformatige Erdspurenausreibungen, die wolkig erscheinend eine räumliche Tiefe, ein Schweben suggerieren, in Brauntönen, Ocker, Weiß und Schwarz, bilden eine Art Echo auf das, was als Atmosphäre im Raum vorgefunden wurde. ….
In dieser lauten, aufgewühlten Welt voller Tragödien, ist es vielmehr das Leise, Achtsame, Subtile, Flüchtige, das Unaufdringliche, was Alice Bertolasis Kunst auszeichnet, was sie der Gegenwart und uns entgegenhält. Zeit, Ort, Existenz, Material und Rhythmus können als zentrale Elemente des Schaffens der Künstlerin charakterisiert werden.

Professor Mario Urlaß

Im Italienischen sucht “In parole pòlvere” ganz bewusst einen Bezug zu “in parole povere” eine Redewendung für – im Klartext, kurz gesagt, schlicht und einfach gesagt – und zur “arte povera” einer Kunstrichtung, …

… die in den 1960er Jahren in Italien entstanden ist und traditionelle Medien wie Leinwand und Farben sowie edle Materialien wie Bronze und Marmor ablehnt und stattdessen ursprüngliche und alltägliche Materialien wie Erde, Asche, Moos, Glassplitter oder Bindfaden verwendet

Wikipedia

Alice Bertolasi (Mailand, 1995) studierte an der Accademia di Belle Arti di Brera (Mailand) und am National College of Art & Design (Dublin) Malerei und entwickelte die Kunstform In Parole Pòlvere, die auch das Thema ihrer Diplomarbeit war. Sie vertiefte das Thema in einer zweimonatigen künstlerischen Residenz im Consorzio Brianteo Villa Greppi (Monticello Brianza), die von Simona Bartolena kuratiert wurde und in der die Installation Nella Cruna dell alba entstand.
Seit 2016 ist sie zusammen mit Acelya Yonac und Francesca Ferraro Mitbegründerin von Le Foche Parlanti (Poetry Club) – progetto di contaminazione umana per una resiliente vivificazione poetica (“ein Projekt der menschlichen Kontamination für eine belastbare poetische Lebenskraft”).
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit hat sie ein starkes Interesse an der Vermittlung von Kunst und der künstlerischen Bildung. 2017 hat sie das erste Jahr des Studiengangs Primary Education Sciences an der UNIMIB (Mailand) besucht. 2018 arbeitete sie bei der Triennale di Milano als Trainee/Kulturmittlerin und 2021 war sie am European Artists & Instructors City4Care Forschungsprojekt beteiligt, das vom CraMS of Lecco gefördert wird.

Die Grußworte von Prof. Urlaß zur Ausstellung von Alice Bertolasi

Liebe Gäste, ich freue mich, einige Worte über die Künstlerin und ihr Schaffen an Sie zu richten.
Alice Bertolasi, 1995 geboren, lebt und wirkt in Milano, studierte bis 2021 an der dortigen Brera Kunstakademie (2020 Erasmusaufenthalt in Dublin). Sie schloss ihr Studium mit einer künstlerischen Arbeit über die poetische Kraft des Staubs mit Auszeichnung ab. Künstlerische Interessen hat Alice auch in der Kunstvermittlung (Kikusch Walldorf), in Soziologie und Psychologie.
Während ihres Aufenthalts seit Januar, hatten wir mehrfach künstlerisch und privat anregenden Kontakt mit Alice. Es ist eine große Freude, dass sich heute ein besonderer Höhepunkt ihres Stipendienaufenthalts mit der Ausstellung zeigt (erstmals im und um das Stipendiatenhaus).
Ihre Präsentation trägt den Haupttitel Null a was so viel wie gar nichts bedeutet. Das es deutlich mehr als „gar nichts“ ist, werden Sie gleich entdecken.
Im Untertitel der Ausstellung taucht in parole pòlvere auf. Im Grunde bedient sich die Künstlerin hier eines Wortspiels „in parole povere“ ist eine Redewendung im italienischen für: kurz gesagt, schlicht gesagt, einfache Worte.
Nun sind die Worte povere (schlicht, arm) und pòlvere (für Staub) im italienischen phonetisch sehr ähnlich. Insofern werden aus einfachen Worten: parole pòlvere, also Worte in, Worte aus Staub.
Damit verweist Alice auf ihr künstlerisches Vokabular, das sich weniger, einfacher Materialien bedient. Sie folgt damit zugleich einer künstlerischen Richtung, die, als arte poveraarme Kunst bezeichnet wird und in den 1960er Jahren in Italien entstand.
Die Arte Povera lehnt traditionelle Medien und edle Materialien ab, rückt stattdessen Einfaches und Vorgefundenes ins Zentrum.
Und eine zweite Kunstrichtung, die im Kontext, der heute zu sehenden Kunst steht, soll benannt werden, die künstlerische Spurensicherung. 1974 übertrug der deutsche Kunstkritiker Günter Metken den Begriff auf die Konzeptkunst: Er charakterisierte damit eine Strömung, bei der Künstlerinnen und Künstler durch Sammeln realer Relikte subjektive Zusammenhänge konstruieren.
Das was wir im Alltag als lästige Handlung der Säuberung unserer Daseinsspuren kennen (Staubwischen), wird für Alice zur künstlerischen Handlung. Sie entdeckt im Staub künstlerisches Potenzial. Alice nahm mit trockenem Reinigungsvlies Staub und Schmutz von Böden ab, drinnen wie draußen, nicht um der Reinheit und Hygiene willen, vielmehr um die aufgenommenen Spuren zu bewahren, zu transformieren. Als einzelne Bildfragmente werden sie zur Ganzheit komponiert. In ihrem inszenierten Raum füllt sie den Boden akribisch mit diesen Schmutz-Relikten, nähte die Spurenträger zusammen. Warum setzt sich eine Künstlerin kniend und reibend der Mühe des Staubaufnehmens aus? Dafür gibt es mit Reinigungskräften einen eigenen Berufszweig. In Zeiten von Saugrobotern mit mehrstufigen Filterverfahren ist es außerdem ein Leichtes, Schmutz und Staub diskret zu tilgen und uns währenddessen anderen, sinnvolleren Dingen zuzuwenden. Aber: Mit dem was uns lästig ist, was wir loshaben wollen, konfrontiert uns die Künstlerin direkt und sinnlich, hebt uns die mögliche Schönheit von Zivilisations-Spuren und Tiefe dessen vor Augen, was wir lieber vergessen und nicht wahrnehmen wollen. Zivilisation und Staub bedingen sich gegenseitig.
Wussten Sie, dass es seit 2019 in Köln sogar ein Internationales Staubarchiv, ins Leben gerufen von dem Kunsthistoriker und Künstler Wolfgang Stöcker, gibt. Rund 800 Proben lagern zurzeit in den Beständen, um die Anwesenheit des Verfalls zu vergegenwärtigen.
Der Keller- und zugleich Atelierraum, der Staubproben in anderer Form beherbergt, wurde von Alice regelrecht zu einem Gesamtkunstwerk verwandelt. Die Wände aus Sandstein korrespondieren in ihrer Farbigkeit, Materialität und Rhythmus auf wunderbare Weise mit den künstlerischen Interventionen. Unkonventionell gehängte, großformatige Erdspurenausreibungen, die wolkig erscheinend eine räumliche Tiefe, ein Schweben suggerieren, in Brauntönen, Ocker, Weiß und Schwarz, bilden eine Art Echo auf das, was als Atmosphäre im Raum vorgefunden wurde. Selbst die Fenster haben eine Verwandlung erfahren, indem Spurenraster den Blick nach draußen verbergen, dennoch Licht durch die zarten Vliestücher einfällt, die sich durch Zugluft sanft und gleichmäßig bewegen. Für mich hat der Raum durch die Inszenierung fast schon etwas Sakrales, Andächtiges. Anderseits ist das, was vorgeführt wird, höchst profan, ist vielmehr eine irdische Kunstkammer, die Fragen nach unserem fragilen Hier und Jetzt aufwirft.
Von dieser Fragilität, Zerbrechlichkeit zeugen auch die Abgüsse von Mundschutzmasken, die von Wieslochern stammen und von Alice zusammengetragen wurden. Sie hat die Hohlform der Masken mit Wachs, Gips, zum Teil mit Staub angereichert, ausgegossen. Aus „gar nichts“ wird der Atemraum zum kompakten, skulpturalen Gebilde. Atmen, als lebensnotwendige, ständige Grenzüberschreitung zwischen Organismus und Umwelt, wird regelrecht eingefroren, wird feste Materie, Unsichtbares ist sichtbar.
Die abgegossene Form wird zur Metapher für Atemlosigkeit.
Wie, was, wohin atmen wir? – fragt die Künstlerin in einer Textpassage auf dem Plakat zur Ausstellung.
In dieser Pandemie, den zwischenmenschlichen Einschränkungen und sozialen Distanzen, ist die Maske regelrecht zum Symbol für Notwendigkeit, Freiheit und Unfreiheit geworden. Daraus ergeben sich Fragen nach den Grenzen von Selbstbestimmung, nach Existenz. Wird der Atem zum Mittel der Überwachung und Kontrolle? Dimensionen von Gesundheit und Identität, die in Verbindung mit dem Atem als Träger von Krankheit stehen, sind dabei gleichermaßen zentral. Die Pandemie ist nur eine Tatsache, die diese Form von Kunst hervorbrachte. Spätestens mit den gegenwärtigen Krisen und gewaltsamen Katastrophen wird uns klar, wie sehr Bedeutungen, Werte, Gewissheiten und vermeintlich sichere Punkte menschlicher Zivilisation in den Abgrund gerissen werden können.
In dieser lauten, aufgewühlten Welt voller Tragödien, ist es vielmehr das Leise, Achtsame, Subtile, Flüchtige, das Unaufdringliche, was Alice Bertolasis Kunst auszeichnet, was sie der Gegenwart und uns entgegenhält. Zeit, Ort, Existenz, Material und Rhythmus können als zentrale Elemente des Schaffens der Künstlerin charakterisiert werden.
Liebe Alice, dir weiterhin Kraft, Ideen, Intuition und kritisches Hinterfragen mit deiner sinnlich-reflektierten Kunst. Lass uns in Verbindung bleiben.
Ich wünsche Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher, einen anregenden Nachmittag voller Neugier, guter Gespräche und Kunstgenuss. Beim Betreten des Kunstraums hinterlassen wir neue Spuren und nehmen gleichzeitig Spuren auf, materiell und gedanklich. Wir, unsere Daseinsreste, sind damit ein wesentlicher Teil dieser Kunst.

Schülerpreis 2022

Im Jahr 2022 wurde der Schülerpreis an Lenja Matthäus vom Leibniz-Gymnasium in Östringen vergeben.

Der Preis wird an Schülerinnen und Schüler vergeben:

  • Die ein besonderes Interesse für Italien zeigen: Seine Sprache, seine Kultur und seine Einwohner.
  • Die sich sozial engagieren und die Völkerverständigung fördern.
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Literatur DUO 2022
Die Autorinnen und Autoren

Im Literatur-DUO haben deutsche und italienische Schülerinnen und Schüler eine von ihnen geschriebene Kurzgeschichte in ihrer Landessprache eingereicht. In deutsch-italienischen DUOs soll die Kurzgeschichte des anderen Autors oder der anderen Autorin in die eigenen Sprache übersetzt oder kreativ nacherzählt werden. 

Die Autorinnen und Autoren des DUO 2022

  • Francesca Possamai (2004) – Feltre – Istituto Comprensivo di Primiero, Transacqua
    LA REALTÀ NEGLI SGUARDI
    Sahra Waßner (2004) – Bonn – Aloisiuskolleg
    Kurzgeschichte zum Gedicht Todesfuge
  • Letizia Segarelli (2005) – Sutri – Liceo Ginnasio Mariano Buratt – Viterbo
    La Signora della Montagna
    Jette Hoos (2005) – Bad Salzuflen – Rudolph-Brandes-Gymnasium
    Ein letztes Mal
  • Maja Lorenzmeier (2007) – Bad Salzuflen – Rudolph-Brandes-Gymnasium
    Lias Erkenntnis
    Jan D’Orsi (2008) – Avellino – Liceo Scientifico Statale “Pasquale Stanislao Mancini”
    L’Onda
  • Felicity Spencer (2003) – Malsch – Leibniz-Gymnasium Östringen
    Samuel
    Mario Bona (2004) – Mori – Liceo A. Rosmini, Rovereto
    IL CAMPANELLO
  • Nora Antonic (2007) – Mannheim, Liselotte Gymnasium Mannheim
    Was Menschen machen
    Benedetto Viezzi (2005) – Tarcento – Collegio Uccellis, Udine
    Il paese delle anime
  • Lara Kellner (2006) – Wörthsee – Max-Born-Gymnasium in Germering
    Saphirblaues Wunder
    Elena Viviani (2006) – Trento – Liceo linguistico Sophie Scholl Trento
    IL RISVEGLIO DI GIOVANNA

Francesca Possamai (2004) ist in dem kleinen Dorf Feltre aufgewachsen. Momentan besucht sie die Fachoberschule für Wirtschaft und Recht (AFM) in Fiera di Primiero mit der Absicht, die Studien im wirtschaftlichen Bereich fortzusetzen. In der Schule studiert sie Deutsch und Englisch, um ihre Kenntnisse zu verbessern, vielleicht mit einem zweisprachigen Abschluss. Sie nennt sich ,,Bürgerin der Welt“ und liebt alles Schöne. Um die eigene Neugierde zu stillen und aktiv zu bleiben, arbeitet sie an den Wochenenden und Nachmittagen, liest sie gerne klassische Romane in ihrer Freizeit und interessiert sich für jede Art der Kunst. Zukünftig würde sie gerne eine Arbeit ausüben, bei der sie sich repräsentiert fühlt und die es ihr ermöglicht, die Welt zu bereisen und so viel wie möglich zu lernen.

Sahra Waßner wurde 2004 in Bonn geboren und besucht aktuell die 11. Klasse des Aloisiuskollegs, ebenfalls in Bonn. Ihr Interessen für Sprachen wurde durch den Deutschunterricht geweckt und sie spricht neben Deutsch, als ihrer Muttersprache, Englisch, besitzt das Latinum, hat Grundkenntnisse in Französisch und erlernt aktuell im zweiten Lehrjahr Italienisch. Sie genießt es sehr zu reisen und eine Reise nach Italien im Jahr 2019 hat ihre Faszination für das Land und seine Kultur geweckt, sowie vor allem auch von der Lebensart und Gastfreundlichkeit der Italiener*innen. In ihrer Freizeit begeistert sie sich für Musik und nimmt neben dem Klavierspielen Gesangsunterricht. Außerdem engagiert sie sich in unterschiedlichsten Gremien innerhalb der Schule, unter anderem ist sie in einem drei-köpfigen Team Chefredakteurin und Redaktionsleiterin der Schülerzeitung, welche zu den besten Deutschlands gehört. Auf diesem Weg kann sie mehrere Aspekte verbinden, welche sie interessieren. Zum einen ist dies natürlich das Schreiben und zum anderen ihr Interesse für gesellschaftskritische und politische Themen. Nach ihrem Schulabschluss im Jahr 2023 würde sie gerne Kommunikationswissenschaft studieren.

Jette Hoos (*2005 in Paderborn) lebt zusammen mit ihrer Familien in Bad Salzuflen und besucht dort das Rudolph-Brandes-Gymnasium.
Schon seit dem Kindergartenalter liest und schreibt sie leidenschaftlich gerne. Das Schreiben half ihr schon immer dabei, Gefühle und Gedanken auszudrücken und Erlebnisse zu verarbeiten. 2018 und 2019 nahm sie an zwei Schreibwettbewerben teil, einmal gewann sie etwas. Zudem hat sie 2019 einen 15-stündigen Schreibkurs des Autoren Gerald Hagemann besucht.

Maja Lorenzmeier wurde 2007 in Herford geboren und geht zurzeit in die 9. Klasse des Rudolph-Brandes-Gymnasiums in Bad Salzuflen. Dort lernt sie seit der 8. Klasse gerne Italienisch und in ihrer Freizeit spielt sie Geige und Klavier. Aber auch das Lesen begeisterte sie schon früh und um ihre eigene Fantasie und ihre Gedanken festzuhalten, beschloss sie letzten Herbst mit dem Schreiben anzufangen. Ihre Geschichten wurden allerdings nie fertig, da sie immer wieder eine neue anfing zu schreiben. Umso stolzer ist sie nun, mit ihrer ersten fertigen Geschichte an dem „Literatur-DUO-letterario 2022“ teilnehmen zu dürfen.

Jan D’Orsi, geboren am 28. Februar 2008, lebt in Süditalien in Avellino. Seine Mutter ist Deutsche und sein Vater Italiener und er hat einen älteren Bruder. Er spricht sowohl Italienisch als auch Deutsch und sieht sich als Europäer und nicht nur als Italiener oder Deutscher. Er besucht die internationale Klasse des “Liceo scientifico statale Pasquale Stanislao Mancini”. Seine Hauptfächer sind Naturwissenschaften, Deutsch und Englisch. Er liest gerne italienische und deutsche Literatur, fährt gern Ski und spielt in einer Fußballmannschaft. Seine Großeltern leben in Deutschland und jedes Jahr besucht er sie. Er reist gerne und lernt gerne neue Orte kennen.

Felicity Spencer ist 2003 in Heidelberg geboren. Sie besucht das Leibniz-Gymnasium in Östringen, wo sie das erste Mal in Kontakt mit der italienischen Sprache gekommen ist. Sie hat ein breit gefächertes Interesse, sie mag sowohl Sprachen, als auch Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften. In ihrer Freizeit liest sie sehr gerne Bücher oder verbringt Zeit mit ihren Freunden.
Sie will sich auch in der Zukunft weiter mit Sprachen beschäftigen, neben Italienisch auch mit Englisch. Außerdem möchte sie gerne die Länder besuchen, in denen man diese Sprachen spricht und die Menschen und die Kultur besser kennenlernen.

Benedetto Viezzi wurde am 13. September 2005 in Tolmezzo in der Provinz Udine geboren und besucht die europäische Schule l’Educandato Statale Uccellis in Udine. Schon früh entwickelte er seine größten Leidenschaften: das Schreiben und Lesen. In seiner Freizeit schreibt er gerne Geschichten und liest Bücher. Vor allem historische Essays liegen ihm sehr am Herzen, in denen er Inspiration für seine zahlreichen Geschichten und Ideen findet. Sein größter Traum ist es, Schriftsteller zu werden, ein Beruf, der ihm die Möglichkeit gibt, frei zu reisen, eine weitere Aktivität, die Benedetto liebt. In diesem Zusammenhang bereitet er sich auf ein einmonatiges Praktikum in Deutschland vor, wo er die örtliche Schule besuchen wird und sich einige Städte ansehen wird. In Zukunft will er Philosophie und Geschichte studieren und ein eigenes Buch veröffentlichen.

Lara Kellner, geboren 2006, besucht das Max-Born-Gymnasium in Germering und lebt in Wörthsee, Bayern. In ihrer Freizeit spielt sie Klavier, singt, zeichnet, liest und schreibt gerne Geschichten. Neben Latein und Englisch lernt sie seit der 8. Klasse Italienisch. Ihre erste Italienischlehrerin entfachte in ihr sofort die Liebe zu Sprache und Land. 2021 gewann sie den von Onde deutschlandweit ausgeschriebenen Schulwettbewerb in Italienisch und als Hauptgewinn winkte ihr ein zweiwöchiger Sprachkurs in Mailand. Schon im Alter von sieben Jahren begann Lara kurze Erzählungen zu schreiben und im Pandemiejahr 2020 verfasste sie ihren ersten Fantasy-Roman „Talia“, den sie 2021 im Eigenverlag veröffentlichte. Momentan arbeitet die Sechzehnjährige an ihrem zweiten Fantasy-Roman „Alle Zeit der Welt“, der in Rom spielt und sich mit dem Thema Zeitreise beschäftigt. Außerdem schreibt sie gerne Kurzgeschichten, die sie oft aus drei Wörtern spinnt, die ihre Freundinnen ihr vorgeben und die in der Geschichte vorkommen müssen. So ist auch „Saphirblaues Wunder“ entstanden, das von dem Loslassen einer geliebten Person handelt. Die Grenze zwischen Realität und Fantastischem beginnt zu verschwimmen und so entsteht eine ungewohnte, neue Perspektive.

Ich heiße Elena Viviani und ich bin 16 Jahre alt, ich besuche die zweite Klasse von Sophie Scholl Gymnasium, wo ich drei Sprache lerne, Englisch, Deutsch und Spanisch. Ich lerne sie gerne sowohl um neue Kulturen zu kennen als auch um Gedichte und Bücher im originelle Sprach zu lesen. Ich spiele zwei Instrumente, die Geige und die Gitarre, damit ich kann verschiedene Musikgenres hören, von klassisch bis pop. Als ich ein Kind war, liebte ich Literatur, weil ich neue Kulturen und Situationen kennen konnte, die nicht dieselbe als meine waren. Wie passiert mit wer Literatur mag, begeistert ich über Schreibung. Schreiben Gedichte und Erzählungen ist die durchgreifender Methode um meine Idee und meine Gedanken zu äußern. In meinen Schriften erzähle ich von die Freuden, die Schmerzen, die Schönheit und auch die Hässlichkeit, die ich umher mich sehe, das ist von mir unentbehrlich.

Mario Bona ist 2004 in Trient geboren. Er lebt in Mori und besucht das naturwissenschaftliche Antonio Rosmini Gymnasium, in Rovereto. Er ist begeistert von Lesen, Schreiben, Kunst, Musik und vieles mehr. Im Jahr 2022 hat er an “Olimpiadi di Italiano” dem Wettwerb der italienischen Sprache teilgenommen. Er belegte den fünften Rang. Da er im Trentino lebt, nicht weit von Österreich und Deutschland, studiert er auch die deutsche Sprache und Literatur. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport im Freien.

Letizia Segarelli (2005), ist in Rom geboren und wuchs in Sutri, einem kleinen Dorf in der Nähe von Viterbo auf. Sie ist Schülerin an dem fremdsprachigen Gymnasium Mariano Buratti in Viterbo. Sie studiert Fremdsprachen (Englisch, Französisch und Deutsch) mit großer Leidenschaft und Hingabe, insbesondere um ihren Traum vom Reisen in Europa verwirklichen zu können, aber auch wegen ihres Interesses an italienischer und ausländischer Literatur. Sie hat sich schon immer für Lesen und Schreiben interessiert, eine der vielen kreativen Aktivitäten, die ihre Freizeit einnehmen, neben Zeichnen, Musik und allem, mit dem sie ihrer Fantasie Ausdruck verleihen kann. Neben internationalen Reisen liebt sie es besonders, ihr wunderschönes Italien zu bereisen und sich von seinen Naturlandschaften inspirieren zu lassen. Sie weiß noch nicht genau, was ihre Wünsche für die Zukunft sind, aber sie möchte sicherlich, ihre beiden größten Leidenschaften die Fremdsprachen und die Einheit von Kunst und Natur, sowie die Literatur, vereinen, um Kultur zu verbreiten und die Schönheit unserer Erde zur Geltung zu bringen.

Nora Antonic (2007) hat sich schon immer für das Schreiben interessiert, seit ihre Schwester ihr mit acht Jahren gezeigt hat, wie man einen Roman plottet. Aus diesem sollte vorerst nichts werden, aber seitdem kann sie ihre Gedanken nicht vom Schreiben lassen. Sie veröffentlichte bereits einige Kurzgeschichten und Gedichte und ist immer noch leidenschaftlich gerne am Schreiben.
In ihrer Heimatstadt Mannheim besucht sie das Liselotte Gymnasium, wo sie auch in der italienischen Sprache unterrichtet wird. Ihr Großvater ist Kroate, weshalb sie in ihrer Ferienzeit die Tage immer an der schönen blauen Adria verbringt, umgeben von dem Geruch der Pinienwälder, des Lavendels, der zahlreich blüht und dem frischen Salzwassergeruch. Dort lebt und schreibt sie am liebsten.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit
Büro VIAVAI
Deutsch-Italienischer Jugendaustausch durchgeführt.

und der Buchhandlung Eulenspiegel in Wiesloch durchgeführt.